
Argumente
Im Kanton St.Gallen wurden schon drei Revisionen des Ladenschlussgesetzes abgelehnt: 1996, 2003 und 2010. Immer war klar, dass eine Mehrheit der Bevölkerung keine längeren Öffnungszeiten will und dass das Verkaufspersonal dem uferlosen Liberalisierungsdrängen nicht ausgeliefert werden darf.
2004 erfolgte eine Revision des Ladenschlussgesetzes ohne Abstimmung, weil es nur um längere Öffnungszeiten für Tankstellenshops ging. Gleichzeitig wurde aber für das Personal dieser Shops ein allgemeinverbindlicher Gesamtarbeitsvertrag erreicht.
In der Winter-Session 2024 beschloss nun der St.Galler Kantonsrat, dass alle Geschäfte künftig von Montag bis Samstag von 5.00 bis 22.00 Uhr geöffnet sein dürfen. Für Tankstellenshops und bestimmte Verkaufsläden bis 120m2 sollen diese Zeiten auch sonntags gelten. Faktisch kommt dies beinahe einer vollständigen Liberalisierung gleich!
Dieser Entscheid ging den Kantonsratsmitgliedern von SP, Grünen und einer Mehrheit der Mitte-EVP-Fraktion zu weit und sie beantragten erfolgreich das Ratsreferendum. Denn:
Diese Revision braucht es nicht. Heute dürften alle Läden bis 19 Uhr geöffnet sein – in fast allen Orten im Kanton schliessen sie trotzdem immer noch um 18.30 Uhr.
Eine Ausweitung der generellen Ladenöffnungszeiten bis um 22 Uhr ist unnötig und hat viele Nachteile: für das betroffene Verkaufspersonal, für die Anwohner:innen in den Quartieren, für KMU und den Detailhandel, für die Umwelt, für unser Sozialgefüge und unsere Gesellschaft. Kurzum: für uns alle.
NEIN zu Verschlechterungen
für die Arbeitnehmenden
Tiefe Löhne, permanent wechselnde und unregelmässige Arbeitszeiten mit ständig ändernden Arbeitsplänen sind heute die Realität im Verkauf. Zwölfstündige Arbeitstage mit überlangen Mittagspausen sind weit verbreitet.
Längere Ladenöffnungszeiten verschärfen dies zusätzlich und setzen so die Gesundheit vieler Arbeitnehmenden aufs Spiel. Deshalb wird eine solche Verlängerung der Arbeitszeit von über 90 Prozent der direkt Betroffenen abgelehnt. Stattdessen braucht es endlich flankierende Massnahmen zum beruflichen und sozialen Schutz der betroffenen Arbeitnehmenden!
Es geht nie ohne Personal. Auch Selbstbedienungsläden benötigen Personal, das auffüllt, putzt und kontrolliert. Von längeren Öffnungszeiten sind aber auch weitere Arbeitnehmende betroffen, z.B. in den Bereichen Reinigung, Hauswartung und Logistik.
Im Detailhandel arbeiten überproportional viele Frauen. Sie sind aufgrund der Dreifachbelastung von Familien-, Care- und Erwerbsarbeit und unregelmässigen Arbeitszeiten besonders für gesundheitliche Langzeitschäden gefährdet. Zudem erschweren die zerstückelten Arbeitszeiten die Sicherstellung der Kinderbetreuung massiv.
Die Verlängerung der Ladenöffnungszeiten ist in Zeiten des Fachkräftemangels die falsche Antwort. Schlechtere Arbeitsbedingungen und ein höherer Personalaufwand werden den Mangel an Arbeitskräften noch verstärken.
NEIN zu weniger Zeit für
Familie, Freizeit und Kultur
Sind die Läden abends länger geöffnet, bedeutet das weniger Zeit für Familie, private Treffen, Hobbies und ehrenamtliches Engagement. Die Verlängerung der Arbeitszeiten weit in den Abend und in das Wochenende hinein ist gerade für das vielfältige Vereinsleben fatal. Wertvolle zwischenmenschliche Kontakte gehen verloren. Denn das gemeinsame Wochenende verkürzt sich, wenn am Samstag bis 22 Uhr gearbeitet werden muss.
NEIN zu Nachteilen für KMU
Verlängerte Öffnungszeiten haben die Verdrängung der kleineren Geschäfte zur Folge. Nur die Grossverteiler und Ladenketten können sich die Ausweitung der Öffnungszeiten leisten. Kleinere Läden mit höheren Fixkosten haben dagegen keine Chance!
In den letzten zehn Jahren ist der Online-Handel regelrecht explodiert. Vor allem im Non-Food-Bereich hat er den Detailhandel komplett umgepflügt. Diese Entwicklung lässt sich nicht mehr rückgängig machen und dem Online-Handel kann auch mit längeren Öffnungszeiten nicht entgegengewirkt werden. Hingegen bleibt kompetente Beratung und persönlicher Kontakt weiterhin ein Bedürfnis der Kund:innen.
Gemäss Umfragen spricht sich der Detailhandel klar gegen längere Ladenöffnungszeiten aus. Denn längere Ladenöffnungszeiten bedeuten für Unternehmen höhere Betriebskosten. Um wettbewerbsfähig zu bleiben und Verluste durch längere Öffnungszeiten zu vermeiden, sind Unternehmen gezwungen, die gestiegenen Kosten durch höhere Produktpreise an die Konsument:innen weiterzugeben. Am Ende zahlen wir alle mehr als bisher – ein Nachteil für alle, ohne dass ein echter Mehrwert entsteht.
Darum am 18. Mai 2025:
NEIN zum extremen Gesetz über Ruhetag und Ladenschluss!
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weil es am Ende für alle teurer wird
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weil das Verkaufspersonal ein Recht auf ein Leben neben der Arbeit hat
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weil sie Fachgeschäfte, Quartierläden und das Kleingewerbe gegenüber den Grossverteilern und Ladenketten benachteiligen werden
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weil sie zu unnötigem Verkehr führen und die Umwelt belasten